Wer war Shirley Chisholm?, © O'Halloran, Thomas J. | Collage: egoFM
 O'Halloran, Thomas J. | Collage: egoFM
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Wer war Shirley Chisholm?

Eine politische Vorreiterin in der US-amerikanischen Geschichte

07.02.2024

Shirley Chisholm kämpft während ihrer politischen Laufbahn unermüdlich für die Rechte von Minderheiten und schreibt als erste afroamerikanische Präsidentschaftskandidatin Geschichte.

Fighting Shirley Chisholm – Unbought and Unbossed

Shirley Chisholms politische Anfänge

Shirley Anita St. Hill, später Chisholm, wird 1924 in Brooklyn, New York als älteste Tochter karibischer Einwander*innen geboren. Zwischen ihrem dritten und zehnten Lebensjahr lebt sie bei ihren Großeltern auf Barbados und kommt anschließend wieder zurück nach Brooklyn. Ihr Alltag als Schwarze Frau in New York ist geprägt von Diskriminierung und Rassismus, was entscheidend für ihren späteren Lebensweg und ihren politischen Einsatz ist. Nach der Highschool studiert Shirley Chisholm am Brooklyn College und arbeitet anschließend als Lehrkraftassistenz, während sie einen Master in frühkindlicher Erziehung macht, den sie 1951 abschließt.

Bereits während ihres Studiums engagiert sich Chisholm in der Kommunal- und Landespolitik.

Von Beginn an ist ihr dabei vor allem eines wichtig: den Stimmen von Minderheiten Gehör und Gewicht zu verschaffen – in einer Zeit, in der Politik quasi ausschließlich von weißen Männern gemacht wird. 1964 wird Shirley Chisholm in die New York State Assembly (den Landtag) gewählt, dort vertritt sie bis 1983 ihren Stadtteils Bedford-Stuyvesant in Brooklyn.

"If they don't give you a seat at the table, bring a folding chair." - Shirley Chisholm

Sie will das politische System, das von Rassismus und Sexismus geprägt ist, von innen heraus reformieren. Eine ihrer größten Stärken dabei ist ihr Talent für Worte und Reden. 1968 gewinnt Chisholm dann als erste afroamerikanische Abgeordnete einen Sitz im US-Repräsentantenhaus. Ihr Wahlspruch:

"Fighting Shirley Chisholm – Unbought and Unbossed"

Ein Meilenstein, der für Chisholm aber vor allem eins deutlich macht:

"That I am a national figure because I was the first person in 192 years to be at once a congressman, black, and a woman proves, I would think, that our society is not yet either just or free." - Shirley Chisholm

1965 unterzeichnet Präsident Johnson den Voting Rights Act. Seitdem dürfen alle US-Amerikaner*innen wählen und sich in ein öffentliches Amt wählen lassen- unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft und ihrem Einkommen.  Auf dem Weg zu diesem Meilenstein der US-Amerikanischen Geschichte spielt Fannie Lou Hamer eine ganz entscheidende Rolle, mehr dazu kannst du hier nachlesen.

1970 erlangt sie einen Sitz im Bildungs- und Arbeitsausschuss, ein Jahr später hilft sie bei der Gründung des Congressional Black Caucus und 1972 gründet sie den National Women's Political Caucus mit. Beide Gruppen existieren noch heute. 

Während ihrer politischen Karriere setzt sie sich unermüdlich für Minderheiten ein

Sie kämpft für Bürger*innenrechte und die Verbesserung der Lebensbedingungen einkommensschwacher Menschen, sie zählt zu den Gründerinnen der National Organization for Women (NOW) und setzt sich für die reproduktiven Rechte von Frauen ein. Außerdem lehnt sie Militärausgaben für den Vietnamkrieg ab und fordert stattdessen, die Ausgaben für soziale und wirtschaftliche Programme zur Linderung von Armut und Ungerechtigkeit zu erhöhen.

"In the end, anti-black, anti-feminism and all forms of discrimination are equivalent to the same thing: anti humanism" - Shirley Chisholm

Weltweit findet im Februar der Black History Month statt, in dem BPoC und ihre Leistungen und Lebenswege in den Fokus gerückt werden. Mehr dazu findest du hier.

Chisholm for President

1972 ist ein weiterer Meilenstein der Black History: In diesem Jahr kandidierte Chisholm als erste Schwarze Frau - und als zweite Frau überhaupt - für die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten. Ihre Kandidatur gilt als Symbol der Hoffnung und des Mutes.

"I stand before you today as a candidate for the Democratic nomination for the presidency of the United States of america. I am not the candidate of black America, although I am black and proud. I am not the candidate of the women's movement of this country, although I am a woman and I’m equally proud of that. […]  I am the candidate of the people of america. [...] and my presence before you symbolizes a new era in american political history" - Shirley Chisholm

Sie gibt im Wahlkampf alles, verliert allerdings die innerparteilichen Wahlen.

Das liegt mitunter daran, dass sowohl Geld als auch Unterstützung des hauptsächlich männlichen Congressional Black Caucus fehlt. Trotzdem erhält sie am Ende zehn Prozent der Stimmen, was angesichts dessen eine beeindruckende Leistung und ein wichtiges Zeichen ist.

Shirley Chisholms Einfluss bleibt unvergessen

1983 zieht sich Shirley Chisholm aus der aktiven Politik zurück, ihr politischer Einfluss aber bleibt unvergessen. Sie wird Professorin am Mount Holyoke College in Massachusetts und arbeitet dort bis 1987. Zu Lebzeiten veröffentlicht Shirley Chisholm zwei autobiographische Bücher: Unbought and Unbossed und The Good Fight. 2005 stirbt sie im Alter von 80 Jahren.

Shirley Chisholm ist die erste Schwarze Frau, die in den US-amerikanischen Kongress gewählt wurde und außerdem die erste afroamerikanische Präsidentschaftskandidatin. Sie geht als politische Vorreiterin in die amerikanische Geschichte ein und ebnet vielen anderen nach ihr den Weg. 2015 verleiht Präsident Barack Obama ihr posthum die Presidential Medal of Freedom. 

Shirley auf Netflix

Ab 22. März ist das Biopic Shirley mit Regina King in der Hauptrolle auf Netflix verfügbar.