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The Scars of Ali Boulala

egoFM Trailer

21.06.2023

Eine beeindruckende Doku über das turbulente Leben des schwedischen Skate-Wunderkinds.

Heute ist Ali Boulala ein Name, den Eingeweihte kennen.

In den 90ern jedoch zählte er zu den größten und bekanntesten Stars der zu blühen beginnenden Skate-Szene. Die Lebensgeschichte des Schweden, die ebenso von Erfolgen wie Tiefen gezeichnet ist, erzählt die Dokumentation The Scars of Ali Boulala des Filmemachers Max Eriksson. Ungefähr zehn Jahre umfasste die Arbeit an seinem Debütfilm, in denen er mit Freund*innen und Weggefährt*innen sprach, bislang unveröffentlichtes Filmmaterial sichtete und auf diese Weise versuchte, dem Sportler, dem Phänomen rund um seine Person sowie den grausamen Dingen in seinem Leben näherzukommen.
 

Worum geht's in The Scars of Ali Boulala?

Vor etwa 20 Jahren ist das Skaten der weltweit womöglich beliebteste Sport der Subkultur. Gerade junge Menschen stehen total auf das Board mit den vier Rollen, zusätzlich befeuert durch den medialen Hype rund um Skater wie Tony Hawk und Rodney Mullen. Auch der junge Ali Boulala, Schwede mit algerischen Wurzeln, spürt diese Faszination. Von früh bis spät steht er auf dem Brett, gewinnt als Teenager erste Wettbewerbe und wird schließlich von einem in der Szene namhaften Sponsor nach Amerika geholt. Dort skatet er – entdeckt aber auch das verlockende Leben für sich, das sein großes Talent ermöglicht. Wenn er nicht skatet, feiert er mit seiner Crew, trinkt und konsumiert Drogen, wobei sein unübersehbarer Charme die Menschen aus seinem Umfeld für ihn einnimmt. Nicht anders geht es da dem ein paar Jahre jüngeren Australier Shane Cross, der zu Boulalas Crew stößt. Schnell entsteht zwischen den Talenten eine enge Freundschaft. Doch dann werden die beiden in einen Motorradunfall mit tödlichen Folgen verwickelt…

So ist The Scars of Ali Boulala

Man merkt The Scars of Ali Boulala deutlich an, dass Regisseur Max Eriksson als Jugendlicher viele der Stunt-Filmchen von Jackass geschaut haben muss, denn gerade in der ersten Hälfte seines Debüts lässt er in seiner Collage aus alten Home-Videos, nur selten unterbrochen von Interview-Sequenzen, diesen Vibe wieder aufleben. Ganz hervorragend gelingt es ihm anschließend im zweiten Teil, einen erwachseneren Blick auf das ausufernde Leben der Skater zu werfen. Mit einer erschütternden Ehrlichkeit zeigt er die Folgen des Todes von Shane Cross und wie vor allem Ali Boulala unter dem tragischen Tod seines besten Freundes leidet.

Dabei verurteilt der Filmemacher nie, sondern überlasst dies seinem Publikum. Eine kluge Entscheidung, denn auf diese Weise wirken die Kontraste zwischen den ausgelassenen Exzessen und den grauenvollen Momenten, die Krankheit, Sucht, Entzug und mentale Probleme umfassen, noch gravierender. Ebenfalls wunderbar ist die zurückhaltende, im besten Sinne dezente Filmmusik des ohnehin stets kongenialen Warren Ellis, für gewöhnlich verrückter Fiedler an der Seite von Nick Cave. Trotz eines etwas holprigen Stars steckt in The Scars of Ali Boulala ein höchstrespektables Doku-Debüt, das nicht unbedingt aufrüttelt, sich stattdessen emotional auf leisen Sohlen anschleicht und mit voller Wucht zupackt.

Dafür gibt es gute sieben von zehn Kickflips.